Der Name Urbach
„Die Bedeutung von Ortsnamen und Flurnamen ist eine wichtige Quelle der Geschichtsforschung.
Urbach ist vermutlich ein Flurname, mit dem die natürliche Lage im Gelände bezeichnet wurde, der aber durch die Besiedlung später zu einem Ortsnamen geworden ist. Vermutlich leitet sich der Name Urbach vom althochdeutschen Urbich (alter Bach) ab, eine Annahme, die durch die Lage am Rande eines alten Rheinarmes gestützt wird. Dem entspricht auch die althochdeutsche Bezeichnung für sumpfiger Bach.
Zum ersten Mal wird der Name Urbach in einer in den „Regesten der Erzbischöfe von Köln“ aufgenommenen Urkunde – vermutlich aus dem Jahre 1057 erwähnt. Darin wird festgestellt, daß Erzbischof Arno II. von Köln über dem Grab seines dritten Vorgängers Heribert einen Altar errichtete und gleichzeitig der Benediktinerabtei zu Deutz einen „Weiher zu Horbach“ geschenkt hat. Manches spricht dafür, daß es sich dabei um Urbach handelt.1208 wird Urbach urkundlich als Overbach, Ovirbach, später auch als Oirbach (1339 und 1401) sowie Orbach erwähnt. Die Kirche wird erstmals 1208 erwähnt und um 1300 im „liber valoris“ als Pfarre genannt.
Um 1208 wurde auch das Patronatsrecht dem Stiftskapitel von St. Severin übertragen.
Zahlreiche Urkunden aus jener Zeit geben deutliche Hinweise auf Urbach, wenn auch die Schreibweise des Ortsnamens sich häufig änderte. So werden 1221 ein Gerardus de Orbach, 1339 der Pfarrer Hubertus von Oyrbaig genannt. Ebenfalls im 14. Jahrhundert bediente sich ein Pfarrer Heinrich eines Siegels mit dem Kelch und der Umschrift „S.ECCE.in Oirbach“ (= Siegel der Kirche in Urbach) 1411 wird in einer Urkunde“ der toll zu „Oirbach“ erwähnt. Das bedeutet, dass Durchreisende durch das damalige Pfahldorf Zoll entrichten mußten.
Das „Zöllner-Hüsje“ stand an der Stelle, wo die heutigen Straßen „Schmale Gasse“ und „Am Schwanebitzer Hof“ zusammentreffen. Die „Schmale Gasse“ war der damalige Weg in Richtung Porz.
Dieser Artikel erschien in „Porz aktuell“ vom 07. November 1990.
Das alte Urbach - am Rhein
Urbach und seine Pfarrkirche werden erstmals erwähnt in einer Urkunde des Kölner Stifts St. Severin vom Jahre 1208 unter der Bezeichnung Ouerbach, was als Overbach gelesen werden muss. Zwar ist urkundlich nirgendwo feststellbar, dass hier ein Bach geflossen ist; dennoch ist vom Namen her von seiner Existenz auszugehen. Overbach bedeutet oberhalb des Baches (gelegen), und zwar auf einer Anhöhe, dem 1654 erwähnten Tumberich („berich“ steht für Berg).
Es ist anzunehmen, dass die erste Ansiedlung aber Jahrhunderte früher erfolgte. Darauf deuten zehn Gräber aus der fränkischen Zeit (6.-7. Jahrhundert) hin, die etwa 1700 m südsüdöstlich von der heutigen Pfarrkirche entfernt, entdeckt wurden. Solche Frankenfriedhöfe findet man auch in benachbarten Orten, z. B. in Lind, Zündorf, Langel, Westhoven und Poll. Die zugehörigen Siedlungen kennen wir nicht genau; doch dürften sie an der Stelle der heutigen Dörfer gelegen haben. So ist es durchaus möglich, dass auch Urbach in fränkischer Zeit entstand, und zwar auf einer schwachen Erhebung, die an der Rheinniederterrasse lag.
Der Urstrom Rhein floss auch nicht immer so brav in seinem heutigen Bett. Nach der Eiszeit ist er im Wesentlichen in drei Armen (Altläufen) mit etlichen Nebenrinnen durch das heutige Porz geflossen; wann dies allerdings zum letzten Mal war, ist nicht bekannt. Überbleibsel, d. h. Wasser gefüllte Maare, nicht versickernde Teiche und Wasserlöcher gibt es bis in die Neuzeit.
Der 1. Arm verlief fast parallel zum heutigen Fluss; etwa vom heutigen Jachthafen – Rosenhügel – Judenfriedhof – Poststraße – Rheinbrauhaus – Hauptstraße – Urbacher Weg – Westhoven – bis ins Poller Loch – dann zurück in den Hauptstrom. Ein Abzweig oder eine Nebenrinne führte am Gremberger Wäldchen entlang, dann am heutigen Vingst vorbei, um sich am „Höhenberg“ mit dem 2. Arm zu vereinigen.
Der 2. Arm kam von Lülsdorf – Ranzel – Langel (alte Flurbezeichnungen dort: Am Damm, In den Auen, Rheinberg usw.) – Oberzündorf (Schwarzes Maar, Foltersmaar, Kinkelsmaar, Juffermaar) – bis an den westlichen Ortsrand von Wahn. Im Ortsnamen Wahn steckt die Bezeichnung Wand oder auch Want = zaunartige Absperrung eines Gewässers zum Fischfang, auch Abgrenzung unterschiedlicher Fischereirechte. Die Burg Wahn war ursprünglich auch eine Wasserburg.
Etwas südlicher der Burg kam ein weiterer Rheinarm aus dem Linder Gebiet dazu (siehe auch unter 3.). Am westlichen Wahn vorbei führte er nach Elsdorf im Verlauf der heutigen Gilsonstraße bis zur Vertiefung des heutigen Radweges an der Frankfurter Straße (heute Sitz der Firmen Motorrad Siedler und “ Der Fliesenmann „). Dort war die nasse Wiese (im Volksmund bis heute noch “ de nasse Wiss „); weiter verlief die Rinne hinter der ehemaligen Gaststätte Demmer her (“ Demmers Loch „) , am Bungert vorbei, parallel zur heutigen Kupfergasse bis zur Ecke Frankfurter Straße / Kaiserstraße. Hier war ein großer Tümpel (Pohl), der in einer Karte von 1820 noch enthalten ist. Der weitere Verlauf war in Richtung Norden am Maarhof entlang, der am Wasser lag. An der heutigen Ecke Fauststraße / Breslauer Straße war das „Maarloch“, auch „Maarpohl“ genannt. Entlang der heutigen Frankfurter Straße, am Eiler Friedhof vorbei, durch die Heumarer Straße. Östlich von Maarhausen war sein weiterer Verlauf bis nach Heumar in die Fock (Furt).
– 1375 kaufte Abt Otto von Deutz vom Freiherrn Krüwel, dem damaligenBesitzer von Burg Rath „die Maar zwischen Eyl und Heumaar“ zum Fischfang. Von Heumar machte der Rheinarm einen Bogen in Richtung des heutigen Brück. An Merheim = Maarheim floß er vorbei durch das Merheimer Bruch und vereinigte sich hier mit der Nebenrinne des 1. Armes. In Höhe des heutigen Flittard mündete er in den Hauptstrom.
Der 3. Arm war nur bei Hochflut von Rhein, Agger (Acher) und Sieg durchflutet, führte in etwa an dem heutigen Mauspfad entlang (vor der belgischen Kaserne, die hoch liegt) in unser Gebiet über dem Linder Bruch – An der Mulde – vorbei – westlich am heutigen Lind entlang, um „Am Dammweg“ in den 2. Arm zu fließen. – Im Linder Bruch sind ein ca. 2000 Jahre alter Kahn und hölzerne Gegenstände gefunden worden. –
Friedhelm Speck
Die Bevölkerung und das Wachstum von Urbach
Die Bevölkerung in Urbach lebte bis zum Ende des 19. Jahrhunderts bis zu 90 % vom Ackerbau und Viehzucht; Knechte und Mägde mit ihren Herrschaften auf den breit angelegten großen Höfen, die kleineren Bauern und Tagelöhner außen davor.
Wachstum von Urbach
1846 waren es 126 Wohnhäuser und 753 Einwohner
1885 waren es 881 Einwohner
1895 waren es 1060 Einwohner
1900 waren es 1109 Einwohner
1911 lebten hier in 297 Haushaltungen 1498 Menschen
Nach dem II. Weltkrieg gab es in Urbach 2007 Einwohner
Als Porz 1951 Stadt wurde, hatte der neue Stadtteil Urbach / Elsdorf 3583 Bewohner
nach der Eingemeindung von Porz nach Köln zum 01.01.1975 zählte man 12.396 Einwohner
Am Stichtag 01.01.2000 waren es 12.094 Einwohner (Die Abnahme der Einwohnerzahl hängt mit der Verschiebung der Stadtteilsgrenze zu Grengel zusammen; früher Akazienweg, heute BAB 59)
Der Bergische Löwe … ein bayrischer Löwe?
Auf Anhieb mag es den heutigen Urbachern erscheinen, als gäbe es und habe es zwischen Bayern und Urbach kaum Verbindungen gegeben.
Für die Urbacher Katholiken waren die bayerischen Prinzen aus dem Hause Wittelsbach von 1583 an und zuletzt unter dem großen Kunstförderer Clemens August ( 1723 – 1761 ). dem Bauherrn des Brühler Schlosses, als Erzbischöfe von Köln auch das geistliche Oberhaupt.
Aber auch in den Nachbarorten Eil und Wahn gibt es Verbindungen zu Bayern.
Beim Besuch des ehemaligen Rittersitzes Leidenhausen stößt man auf Wappen der Freiherren von Weichs
( 18.-19. Jahrhundert ), die durch die Wittelsbacher aus Oberbayern an den Rhein kamen.
Umgekehrt bekleideten die Freiherren und spätere Grafen von Schall zu Bell, Besitzer des Schlosses Wahn, hohe Ämter in Bayern.
Die Straßen im alten Urbach
Alte Straßen
Die Flurbezeichnung in dieser Gegend ist heute noch “ am Grenzhof „, der in Höhe der heutigen Friedrichstraße 14-16 lag. Zeitzeugen erzählen: die Gaststätte “ Grenzhaus “ hatte zur Bahnhofstraße hin eine Doppelpendeltür, deren östlicher Teil nach Urbach und der westliche nach Porz hin aufging. An den Türen soll auch gestanden haben: nach Urbach bzw. nach Porz! Um den Bahnhof herum entstand ein neuer Ortsteil, der Porz-Urbach hieß.
Als überörtliche Straßen zogen in alter Zeit zwei so genannte Landstraßen durch Urbach. Einmal, ich bezeichne sie als Landstraße 1: die Köln-Siegener Straße, die von Deutz über Ensen, dann den heutigen Porzer Friedhof querend zum Tambourkreuz verlief. Von dort führte sie im stumpfen Winkel östlich in Richtung Urbach.
Das Tambourkreuz hieß im 17. Jahrhundert noch das “ steinerne Kreuz unter der Maargass “ ( Maarweg ), um 1806 Maarkreuz. Erst um 1825, in der Franzosenzeit, wird in Flurkarten die Bezeichnung “ Tambourkreuz “ aufgenommen.
Vom Tambourkreuz verlief die Landstraße 1 als Maargass bzw. Maarweg in südlicher Richtung bis zum Schlagbaum am Zöllnerhaus und bog dann ab in Richtung Maarhof. Weiter führte diese überörtliche Verbindung über die Viehgasse bis an den Urbacher Grengel, um dann nach Altenrath abzubiegen.
Die Landstraße 2 war der Weg, den die Post von Deutz nach Siegburg nahm. Sie verlief von Deutz über Ensen nach Porz und bog in Höhe der heutigen evangelischen Kirche nach Wahn ab, ( ein Teil der Straße heißt heute noch Poststraße ), allerdings über die Hasenkaul – Elsdorf – parallel zur heutigen Frankfurter Straße.
Wie aus „Sternenbergs Villa“ die „Kaiserhöfe“ wurden.
Als ich im April 2007 in der Kölnischen Rundschau den Artikel von René Denzer las, dass an der Kaiserstraße in Urbach auf dem „ehemaligen Militärgelände“ eine Wohnsiedlung entstehen und andere Zeitungen berichteten, dass das „Stemag-Gelände“ bebaut würde, kam mir die Idee, das Territorium zu „erforschen“. Als alter Urbacher kannte ich den Bereich gegenüber dem HIT-Markt, der sich hinter einer roten Bachsteinmauer verbarg, als Park an „Sternenbergs Villa“. Da diese Villa um die vorletzte Jahrtausendwende errichtet war, musste es sein, dass noch Alteingesessene mir einiges erzählen konnten. Etliche Urbacher kannten noch Details aus der Entstehungszeit des Parks und der Villa, aus der Kriegszeit und aus der jüngeren Geschichte (1960/1970). Die besten Informationen erhielt ich vom Ehepaar Johannes Elfgen und seiner Frau Therese geb. Lob; aber auch von der Tochter des letzten Pächters vom Sternen-bergerhof/Schwanenhof von Magdalene Weyen geb. Capellmann.
Hilfreich waren auch die Ausführungen von Theo Gerhards in seinem Heft „Urbacher Geschichten“. (S. 28) Hinweise über vorübergehende Industrie-ansiedlungen in diesem Gebiet fand ich auch in den Werken „Porz, die dynamische Stadt“ und „20 Jahre Stadt Porz“, herausgegeben vom Presseamt der ehemaligen Stadt Porz.
Wieso bezeichnen die alten Urbacher, das leider abgerissene Haus „Sternenbergs Villa“ und warum wurde das Gebäude und der dazu gehörige Park nicht geschützt? Eigentümer von beiden war die Stadt Köln, die weder das Gebäude unter Denkmalschutz, noch den Park unter Landschaftsschutz stellte. Sie hätte sich dann bei der „Verwertung“ des Grundstückes selbst ein Bein gestellt. Eine Bebauung in der jetzigen Form wäre nicht möglich gewesen; das hat sich bei der langen Suche nach einem Investor gezeigt. Ergebnis war: Kerngesunde, hundert Jahre alte Buchen, Kastanien, Erlen und Akazien wurden in einer Vielzahl innerhalb weniger Tage gefällt und entfernt. Die „Villa“, die von 1899-1902 im Jugendstil gebaut, zwar an der äußeren Fassade aus „Zweckmäßigkeitsgründen“ im Krieg umgebaut wurde, aber im Inneren gut erhalten war, riss man ab. Der örtlich zuständige Politiker wurde aktiv, hat sich massiv beschwert, aber gehört hat man dann nichts mehr. Weiter auf die Hintergründe und entsprechende Beschlüsse verschiedener Gremien einzugehen, ist an dieser Stelle nicht angebracht.
Der Sternenberger Hof, dessen Namen im Zusammenhang mit der „Villa“ auf-taucht, lag an der Kupfergasse und war bis zum Neubau der Urbacher Grundschule als Gutsanlage mit seinen Scheunen, Stallungen und Gesindehaus noch gut zu erkennen. Nachdem 1960 der letzte Pächter auszog und die Hofanlage an die Stadt Porz verkauft wurde, zog der städtische Bauhof in die meisten Gebäude ein; die zur Kupfergasse hin gelegenen ehemaligen Stallungen wurden umgebaut und waren lange Jahre als Heinrich-Lob-Haus das Sänger-heim des MGV Urbach. Das Wohngebäude diente städtischen Angestellten als Unterkunft.
Nachweisbar ist der Sternenberger Hof urkundlich 1710 und 1773 in den sogen. Waldaufteilungsurkunden. Hierin wurde die größenmäßige Aufteilung und die „Bewirtschaftungsgenehmigungen“ des „gemeinen Busch“ – später „Gemeinheitsbusch“ und ab 1830 des „Urbacher Erbenwaldes“ am Grengel geregelt. Die Zahl der Wald- und Weideanteile richtete sich nach der Größe der Höfe; d. h. nach der zu beackernden Fläche. Der Sternenberger Hof muss aufgrund seiner Anteile groß gewesen sein. Heute ist noch bekannt, dass die Ländereien zwischen der heutigen Kaiserstraße und der Zündorfer Straße und in West-Ostrichtung zwischen Frankfurter Straße und dem Parkgelände um die Villa zum Hof gehörten. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts wurde er vom Besitzer bewirtschaftet, mindestens vier Generationen der Familie Sternenberg waren das. Im Ursprung kam ein Spross aus einer Eiler Großfamilie durch Heirat in einen Urbacher Hof, den Uhlhof/Finkelberghof, der nördlich neben der Kirche lag. Von ihm wurde der später nach ihm benannte Sternenberger Hof am Ende der Kupfergasse gebaut. Durch besondere unterschiedliche Aktivitäten für und in der Dorfgemeinschaft wurden die Sternenbergs in Urbach bald bekannter als ihre Verwandten in Eil, trotzdem zu diesem Zweig die Mellers und Neubeisers gehörten. Der Enkel des ersten Sternenbergers in Urbach, Bernhard Sternenberg ( * 29.11.1817 + 27.9.1892 ) war, – wenn es auch auf seinem Urbacher Grab-stein steht -, nie Bürgermeister zu Urbach, sondern ab 1875 Bürgermeister der Bürgermeisterei Heumar, zu der damals neben Porz auch Eil und Urbach gehörten.
Dem Vater Bernhard Sternenberg folgte der Sohn Bertram auf dem Hof, der aber – wie man in Urbach sagte – in erster Linie Sohn und erst in zweiter Linie Landwirt war. Die Ehe mit Berta geb. Meller blieb kinderlos; deshalb wunderte man sich über seine Baupläne. Das Gelände an der heutigen Kaiserstraße (damals noch Porzer Weg) vom Lichpfad in Richtung Rhein ungefähr bis zur Einmündung der heutigen Egmontstraße, im Süden begrenzt von der heutigen Zündorfer Straße, sollte Parkanlage werden und mittendrin das „Herrenhaus“ , gebaut werden. Zur Erläuterung ist zu sagen, dass der Lichpfad (nicht Lichtpfad, sondern mundartlich „Lichpatt“) gegenüber dem Brauhaus Dürscheidt als Umgehungsweg für die Leichenzüge aus Porz benutzt werden musste, da einmal die offenen Totenkarren (die Verstorbenen waren auf Stroh gebettet) nicht durch den Ortskern von Urbach fahren durften und zum anderen Porz zu der Zeit kirchlich noch zu Urbach gehörte und die Bestattungen daher in Urbach stattfanden.
Das ausgesuchte Gelände war um die Jahrtausendwende noch Ackerland, im Besitz von Bertram Sternenberg und daher gut beplanbar. Es wurde zunächst wie eine Weide eingezäunt; allerdings zur Kaiserstraße hin mit einem schmiede-eisernen Zaun und drei großen Toren. (Die alte Urbacher Dorfschmiede war auf dem Gelände der heutigen Shell-Tankstelle an der Frankfurter Straße.) Die rote Backsteinmauer, die heute noch steht, wurde erst 1946 errichtet.
Die östliche Einfahrt zum Park war da, wo lange Jahre der Haupteingang der STEMAG mit dem Pförtnerhäuschen war, das Mitteltor ist noch vorhanden und die westliche Ausfahrt war an der Stelle, wo heute der Heinrich-Lob-Weg mit der Einfahrt zur Tiefgarage ist. Im Gelände führte ein breiter Fahrweg vom Osttor am Haus vorbei zum Westtor. Vom Haus zum Mitteltor gab es nur einen rechts und links bepflanzten Fußweg. Das Haus selbst war zweigeschossig im Jugendstil gebaut. Baubeginn war in 1899.
Zur Kaiserstraße lag der überdachte Haupteingang mit einer mehrstufigen Freitreppe. Von dort gelangte man in eine Empfangshalle – heute würde man sagen „Foyer“ -. Ringsherum ging es in die einzelnen Räume: Musikzimmer, Bibliothek, Arbeitsraum, Speisezimmer und Küche. Im Obergeschoss waren die Schlafzimmer, ein Ankleiderraum, Bäder und Gästezimmer. Von der Küche (im Erdgeschoss), die im Ostteil des Hauses lag, führte der Boten-Ein- und Ausgang in die Remise, ein Zwischenbau zwischen Herrenhaus und „Kutschers Huus“, wie die Einheimischen es nannten. Der dort mit seiner Familie wohnte, war aber nicht nur Kutscher, sondern eher Hausmeister mit Gärtnerfunktionen. Wenn der Herr es wünschte, wurden Pferd und Kutsche vom Hof (Kupfergasse) geholt und vorgefahren. Für den riesigen Park mit den bereits oben erwähnten Bäumen waren drei „Tagelöhner“ zuständig.
Bertram Sternenberg zog mit seiner Frau, nachdem alles fertig gestellt war, 1901 in seine „Villa“ ein und plante dann weitere Um- und Anbauten im Hof, die darin mündeten, dass „Arbeiterwohnhaus“ in westlicher Richtung 1909 zu erweitern, einen zusätzlichen Eingang zu schaffen – den heute noch vorhandenen Hauseingang zur Kaiserstraße hin.
Kurz vor dem 1. Weltkrieg zog sich Bertram Sternenberg ganz aus der Landwirtschaft zurück und verpachtete den Hof an Wilhelm Fröhlich, dessen Nachfolger als letzter Pächter 1928 Friedrich Capellmann wurde. Aus den unterschiedlichsten Gründen wollte er nicht mehr, dass „sein“ Hof weiterhin als Sternenberger Hof bezeichnet wurde und ständig zu Verwechselungen mit dem alten Sternenberger Hof in Eil an der Heumarer Straße führte. er hieß fortan „Schwanenhof“. Aus heutiger Sicht kann man sagen, dass sich dieser Name in der Bevölkerung nie durchgesetzt hat.
1960 lief der Pachtvertrag aus. Nach dem Vermächtnis der kinderlosen Sternebergs waren Hof, Villa und Ländereien an die Gemeinde Porz gefallen.
Am 1.12.1960 zog der Bauhof der Stadt Porz (Stadt seit dem 15.9.1952) in die Hofanlage ein und veränderte nach dessen Bedürfnissen einiges. Die große Wiese zur Kaiserstraße hin gelegen (heutige Einkaufspassage) wurde befestigt und diente einige Jahre als Urbacher Fest- und Kirmesplatz.
Die Villa wurde bis zum Tode von Berta Sternenberg (1937) von ihr alleine bewohnt und dann vorübergehend immer sehr kurzfristig von der Gemeinde Porz vermietet, bis der Staat Anfang 1940 das gesamte Gelände konfiszierte; d.h. entschädigungslos beschlagnahmte, um einen „kriegswichtigen“ Betrieb dort anzusiedeln: AERO-STAHL-Fluggeräte GmbH. In einem sehr kleinen Betrieb (ca. 25 Beschäftigte) stellte die Firma kleine Flugzeugmotorenteile her. Unmittelbar neben der Fa. Meirowsky (ab 1941 Dielektra, später Tochterunternehmen von Felten & Guilleaume) an der Bahnstrecke gelegen wurde produziert. Nachdem der Staat auf dem Sternenberger Gelände die Räume der Villa zu Büros umfunktioniert und sechs ebenerdige Gebäude zur Westseite hin gebaut hatte, incl. Haupttor und Pförtnerhaus, kam das Werk unter die Oberaufsicht der Hermann-Göring-Werke in Salzgitter und wurde „kriegswichtiger Betrieb“. Urbacher Frauen wurden kriegsdienstverpflichtet ( u.a. Therese Elfgen geb. Lob 1942/43) meist als Vor-arbeiterinnen. Das Heer der Beschäftigten bestand aus Zwangsarbeiterinnen, die überwiegend aus Polen und südeuropäischen Ländern zusammengeholt wurden. Sie lebten in Baracken auf dem Grengel (Nähe Kriegerstraße) und wurden zweimal täglich zu Fuß über die Waldstraße zur Arbeitsstätte und zurück in Kolonnen geführt. Einzelheiten über Unterkunft und Verpflegung in diesem Zusammenhang zu schildern, erspare ich mir. Um die Produktion (in 1. Linie Einspritzpumpen für Stuka in BMW-Motoren) nicht zu gefährden, da der Bombenkrieg immer intensiver wurde, verlegte der „Rüstungsstab des Reichswirtschaftsministeriums“ das Werk nach Polen; aber bereits Ende 1943 wieder zurück zunächst nach Urbach, dann aber wurde von August 1944 bis Möärz 1945 in Bergstollen in Königswinter wurde produziert. Der Einmarsch der Amerikaner stoppte erst die grausamen Tätigkeiten.
Nach dem II. Weltkrieg wurden die verbliebenen Betriebsanlagen, soweit sie nicht von den abziehenden Deutschen zerstört und von den Besatzungssoldaten demontiert waren, von Plünderern ausgebaut und als Altmaterial verkauft. Ehe 1946/47 die Gemeindeverwaltung wieder ans Laufen kam, blieben nur noch die leeren Räume. Da die Feuerwehr auch kein richtiges Zuhause mehr hatte , wurde 1947 auf dem südlichen Teil des Geländes an der heutigen Zündorfer Straße eine neue Wache geschaffen, das gesamte Gelände gesichert und z.T. bewacht, um es als Ganzes als Industrieanlage vermarkten zu können. Bereits 1949 interessierten sich die Dralowid-Werke aus Berlin für das Gelände. Die Villa wurde als Verwaltungszentrale mit zahlreichen Büros umgebaut, soweit das noch nicht zu Zeiten der Aero-Stahl geschehen war. Die große Fertigungs- und Versandhalle ( siehe Bild) entstand ebenfalls im südlichen Bereich des Parkes. Haupteingang mit Pförtnerhäuschen war auf der Kaiser-straße gegenüber dem Gasthaus Dürscheidt. Ebenerdig waren barackenähnliche Gebäude recht kurzfristig entstanden für Drahtlackiererei, Labors etc.), da der Betrieb bereits Mitte 1950 anlief. Das Dralowid-Werk ist mit einigen anderen Stammwerken im Frankenland aus der Steatit-Magnesia AG. Nürnberg, meist STEMAG genannt hergegangen. Im Werk wurden hergestellt und geliefert: Bauteile für elektrische Geräte aller Art, hierzu zählen Rundfunk- und Fernsehgeräte ebenso wie Tonband- und Fotoblitzgeräte, Steuergeräte für Kühltruhen, Ölheizungen und Industriemaschinen, sowie elektrische Widerstände jeglicher Art, auch spezielle Metallschichtwiderstände für die Raumfahrt. In der Spitze waren bei der STEMAG 350 Frauen und Männer in einer Vielzahl von Berufen beschäftigt, neben kaufmännischen Berufen Ingenieure und Techniker der Fachrichtung Maschinenbau und Elektrotechnik, Werkzeug-macher, Maschinenschlosser, Dreher, Mechaniker, Rundfunk- und Fernseh-techniker, Starkstromelektriker, aber auch Frauen und Männer für die Serienproduktion von Bauelementen. Nach etlichen Fusionen (seit 1969 gehörte die STEMAG zum AEG-Konzern) wurde das Porzer Dralowid-Werk zum 1.7.1971 der CRL Elelctronic Bauelemente GmbH. einverleibt. Die Strategie dieser Firma duldete keine kleinen „Zulieferer“ mehr und baute nach und nach die Aufgaben und damit die Arbeitsplätze ab, bis schließlich 1972 noch 56 Mitarbeiter zur „Abwicklung“ anstanden.
1973 ging das Gelände an die Bundesvermögensverwaltung und fiel an die Immobilienverwaltung der Bundeswehr, die bis 2006 in der Villa und den westlichen in Richtung Porz verbliebenen Baracken einen Verwaltungsbereich einrichteten. Im östlichen Teil des Geländes entstand die Siedlung „Unter den Erlen“, im südlichen die Wohnbebauung „Hugo-Distler-Weg“. 2007 wurde mit der Errichtung der „Kaiserhöfe“ begonnen: auf knapp 18000 qm entstanden 22 Einfamilienreihenhäuser und drei ineinander verschachtelte Wohnblocks mit 85 öffentlich geförderten Mietwohnungen. Der erste Bezug erfolgte zum 1.10.2009.