Der Name Urbach

„Die Bedeutung von Ortsnamen und Flurnamen ist eine wichtige Quelle der Geschichtsforschung.

Urbach ist vermutlich ein Flurname, mit dem die natürliche Lage im Gelände bezeichnet wurde, der aber durch die Besiedlung später zu einem Ortsnamen geworden ist. Vermutlich leitet sich der Name Urbach vom althochdeutschen Urbich (alter Bach) ab, eine Annahme, die durch die Lage am Rande eines alten Rheinarmes gestützt wird. Dem entspricht auch die althochdeutsche Bezeichnung für sumpfiger Bach.

Zum ersten Mal wird der Name Urbach in einer in den „Regesten der Erzbischöfe von Köln“ aufgenommenen Urkunde – vermutlich aus dem Jahre 1057 erwähnt. Darin wird festgestellt, daß Erzbischof Arno II. von Köln über dem Grab seines dritten Vorgängers Heribert einen Altar errichtete und gleichzeitig der Benediktinerabtei zu Deutz einen „Weiher zu Horbach“ geschenkt hat. Manches spricht dafür, daß es sich dabei um Urbach handelt.1208 wird Urbach urkundlich als Overbach, Ovirbach, später auch als Oirbach (1339 und 1401) sowie Orbach erwähnt. Die Kirche wird erstmals 1208 erwähnt und um 1300 im „liber valoris“ als Pfarre genannt.
Um 1208 wurde auch das Patronatsrecht dem Stiftskapitel von St. Severin übertragen.

Zahlreiche Urkunden aus jener Zeit geben deutliche Hinweise auf Urbach, wenn auch die Schreibweise des Ortsnamens sich häufig änderte. So werden 1221 ein Gerardus de Orbach, 1339 der Pfarrer Hubertus von Oyrbaig genannt. Ebenfalls im 14. Jahrhundert bediente sich ein Pfarrer Heinrich eines Siegels mit dem Kelch und der Umschrift „S.ECCE.in Oirbach“ (= Siegel der Kirche in Urbach) 1411 wird in einer Urkunde“ der toll zu „Oirbach“ erwähnt. Das bedeutet, dass Durchreisende durch das damalige Pfahldorf Zoll entrichten mußten.
Das „Zöllner-Hüsje“ stand an der Stelle, wo die heutigen Straßen „Schmale Gasse“ und „Am Schwanebitzer Hof“ zusammentreffen. Die „Schmale Gasse“ war der damalige Weg in Richtung Porz.

Dieser Artikel erschien in „Porz aktuell“ vom 07. November 1990.

Das alte Urbach - am Rhein

Urbach und seine Pfarrkirche werden erstmals erwähnt in einer Urkunde des Kölner Stifts St. Severin vom Jahre 1208 unter der Bezeichnung Ouerbach, was als Overbach gelesen werden muss. Zwar ist urkundlich nirgendwo feststellbar, dass hier ein Bach geflossen ist; dennoch ist vom Namen her von seiner Existenz auszugehen. Overbach bedeutet oberhalb des Baches (gelegen), und zwar auf einer Anhöhe, dem 1654 erwähnten Tumberich („berich“ steht für Berg).

Es ist anzunehmen, dass die erste Ansiedlung aber Jahrhunderte früher erfolgte. Darauf deuten zehn Gräber aus der fränkischen Zeit (6.-7. Jahrhundert) hin, die etwa 1700 m südsüdöstlich von der heutigen Pfarrkirche entfernt, entdeckt wurden. Solche Frankenfriedhöfe findet man auch in benachbarten Orten, z. B. in Lind, Zündorf, Langel, Westhoven und Poll. Die zugehörigen Siedlungen kennen wir nicht genau; doch dürften sie an der Stelle der heutigen Dörfer gelegen haben. So ist es durchaus möglich, dass auch Urbach in fränkischer Zeit entstand, und zwar auf einer schwachen Erhebung, die an der Rheinniederterrasse lag.

Der Urstrom Rhein floss auch nicht immer so brav in seinem heutigen Bett. Nach der Eiszeit ist er im Wesentlichen in drei Armen (Altläufen) mit etlichen Nebenrinnen durch das heutige Porz geflossen; wann dies allerdings zum letzten Mal war, ist nicht bekannt. Überbleibsel, d. h. Wasser gefüllte Maare, nicht versickernde Teiche und Wasserlöcher gibt es bis in die Neuzeit.

Der 1. Arm verlief fast parallel zum heutigen Fluss; etwa vom heutigen Jachthafen – Rosenhügel – Judenfriedhof – Poststraße – Rheinbrauhaus – Hauptstraße – Urbacher Weg – Westhoven – bis ins Poller Loch – dann zurück in den Hauptstrom. Ein Abzweig oder eine Nebenrinne führte am Gremberger Wäldchen entlang, dann am heutigen Vingst vorbei, um sich am „Höhenberg“ mit dem 2. Arm zu vereinigen.

Der 2. Arm kam von Lülsdorf – Ranzel – Langel (alte Flurbezeichnungen dort: Am Damm, In den Auen, Rheinberg usw.) – Oberzündorf (Schwarzes Maar, Foltersmaar, Kinkelsmaar, Juffermaar) – bis an den westlichen Ortsrand von Wahn. Im Ortsnamen Wahn steckt die Bezeichnung Wand oder auch Want = zaunartige Absperrung eines Gewässers zum Fischfang, auch Abgrenzung unterschiedlicher Fischereirechte. Die Burg Wahn war ursprünglich auch eine Wasserburg.

Etwas südlicher der Burg kam ein weiterer Rheinarm aus dem Linder Gebiet dazu (siehe auch unter 3.). Am westlichen Wahn vorbei führte er nach Elsdorf im Verlauf der heutigen Gilsonstraße bis zur Vertiefung des heutigen Radweges an der Frankfurter Straße (heute Sitz der Firmen Motorrad Siedler und “ Der Fliesenmann „). Dort war die nasse Wiese (im Volksmund bis heute noch “ de nasse Wiss „);  weiter verlief die Rinne hinter der ehemaligen Gaststätte Demmer  her (“ Demmers Loch „) , am Bungert vorbei, parallel zur heutigen Kupfergasse bis zur Ecke Frankfurter Straße / Kaiserstraße. Hier war ein großer Tümpel  (Pohl), der in einer Karte von 1820 noch enthalten ist. Der weitere Verlauf war in Richtung Norden am Maarhof entlang, der am Wasser lag.  An der heutigen Ecke Fauststraße / Breslauer Straße war das „Maarloch“, auch „Maarpohl“ genannt. Entlang der heutigen Frankfurter Straße, am Eiler Friedhof vorbei, durch die Heumarer Straße. Östlich von Maarhausen war sein weiterer Verlauf bis nach Heumar in die Fock (Furt).

– 1375 kaufte Abt Otto von Deutz vom Freiherrn Krüwel, dem damaligenBesitzer von Burg Rath  „die Maar zwischen Eyl und Heumaar“ zum Fischfang. Von Heumar machte der Rheinarm einen Bogen in Richtung des heutigen Brück. An Merheim = Maarheim floß er vorbei durch das Merheimer Bruch und vereinigte sich hier mit der Nebenrinne des 1. Armes. In Höhe des heutigen Flittard mündete er in den Hauptstrom.

Der 3. Arm war nur bei Hochflut von Rhein, Agger (Acher) und Sieg durchflutet, führte in etwa an dem heutigen Mauspfad entlang (vor der belgischen Kaserne, die hoch liegt) in unser Gebiet über dem Linder Bruch – An der Mulde – vorbei – westlich am heutigen Lind entlang, um „Am Dammweg“ in den 2. Arm zu fließen. – Im Linder Bruch sind ein ca. 2000 Jahre alter Kahn und hölzerne Gegenstände gefunden worden. –

Friedhelm Speck

Die Bevölkerung und das Wachstum von Urbach

Die Bevölkerung in Urbach lebte bis zum Ende des 19. Jahrhunderts bis zu 90 % vom Ackerbau und Viehzucht; Knechte und Mägde mit ihren Herrschaften auf den breit angelegten großen Höfen, die kleineren Bauern und Tagelöhner außen davor.

Die Gegend um den heutigen Igelweg, hinter der früheren Gaststätte Demmer nennt man im Volksmund noch
„Vürhöff“; d. h. vor den Höfen. Sie wohnten meist in eingeschossigen Fachwerkhäusern mit kleineren Scheunen,
Vorratsschuppen und Stallungen für ihr Vieh. Die Bevölkerung war fromm und gottesfürchtig. Beweis sind die
vielen Wegekreuze und Heiligenhäuschen („Hilligenhüsjer“) an den Prozessionswegen durch die Urbacher Flur.
Leider sind viele dieser Betstationen der Spitzhacke wegen Neubauten zum Opfer gefallen; so die „Herrgottsecke“am Schwanebitzer Hof und das Heiligenhäuschen am Kreuzweg von Urbach nach Eil gegenüber dem Maarhof an der Ecke Fauststraße / Frankfurter Straße. Und doch gab es – wie unser Ehrensenator Theo Gerhards einma feststellte – unter den Bürgern im alten Urbach auch „Frechdachse“, „Ströppbröder“ und „Holzkläuer“, als auch schon „Urbacher Räuber“. Heute rauben die allerdings nur noch schlechte Laune, „kötten“ hier und da ein Kölsch und sind im großen Ganzen ein recht friedliches Völkchen.

Wachstum von Urbach
Im Jahre 1770 zählte Urbach 85 Häuser mit 418 Einwohnern
              1846 waren es 126 Wohnhäuser und 753 Einwohner
              1885 waren es 881 Einwohner
              1895 waren es 1060 Einwohner
              1900 waren es 1109 Einwohner
              1911 lebten hier in 297 Haushaltungen 1498 Menschen

Nach dem II. Weltkrieg gab es in Urbach 2007 Einwohner
Als Porz 1951 Stadt wurde, hatte der neue Stadtteil Urbach / Elsdorf 3583 Bewohner
nach der Eingemeindung von Porz nach Köln zum 01.01.1975 zählte man 12.396 Einwohner
Am Stichtag 01.01.2000 waren es 12.094 Einwohner (Die Abnahme der Einwohnerzahl hängt mit der Verschiebung der Stadtteilsgrenze zu Grengel zusammen; früher Akazienweg, heute BAB 59)
Zum Stichtag 01.01.2005 ist Urbach mit 14.768 Einwohnern der größte Stadtteil im Kölner Bezirk Porz.

Der Bergische Löwe … ein bayrischer Löwe?

Auf Anhieb mag es den heutigen Urbachern erscheinen, als gäbe es und habe es zwischen Bayern und Urbach kaum Verbindungen gegeben.

Doch der Schein trügt.
 Über alte Handelsstraßen von Köln nach Süddeutschland, so auch über die heutige Frankfurter Straße, die von Norden nach Süden verläuft, gab es von Köln schon seit dem 16. Jahrhundert nachweislich Handel nach Bayern; vor allem auch Verbindungen der kaiserlichen Reichspost der Fürsten von Thurn und Taxis nach Würzburg, Nürnberg, Augsburg und Regensburg.
 
Eine kaiserliche Postagentur befand sich bis ins 20. Jahrhundert hinein auf dem Gelände, wo auch heute die Post in Urbach ist. Der letzte Betreiber war Gerhard Kamps; deshalb nannte man sein Anwesen auch “ et Kamps Hüsje „. Das heutige Metzgers Gässchen hieß vormals auch “ Kamps Gässchen „. Besonders bedeutsam war aber die Herrschaft der Wittelsbacher mit all ihren Nebenzweigen am Rhein. Als Herzöge von Berg regierten sie u.a. auch die Urbacher von 1609 an.
 
Unter Kurfürst Karl Theodor von Bayern wurde das Herzogtum Berg vollends zum Nebenland der Bayern erklärt und seit 1778 auch von München aus gelenkt, bis zum Abtreten der Herzogtums Berg an Napoleon im Jahre 1806.

Für die Urbacher Katholiken waren die bayerischen Prinzen aus dem Hause Wittelsbach von 1583 an und zuletzt unter dem großen Kunstförderer Clemens August ( 1723 – 1761 ). dem Bauherrn des Brühler Schlosses, als Erzbischöfe von Köln auch das geistliche Oberhaupt.
Aber auch in den Nachbarorten Eil und Wahn gibt es Verbindungen zu Bayern.

Beim Besuch des ehemaligen Rittersitzes Leidenhausen stößt man auf Wappen der Freiherren von Weichs
( 18.-19. Jahrhundert ), die durch die Wittelsbacher aus Oberbayern an den Rhein kamen.
Umgekehrt bekleideten die Freiherren und spätere Grafen von Schall zu Bell, Besitzer des Schlosses Wahn, hohe Ämter in Bayern.
 
Heute werden die Urbacher nicht mehr durch bayerischen Einfluß gelenkt; sie fahren höchstens zur Erholung ins schöne Bayernland.
Die Straßen im alten Urbach
Um auf die alten und dann die neueren Straßen in Urbach zu kommen, muss man erst einmal wissen, dass Urbach ein reiches Dorf oder eine reiche Siedlung war. Dafür spricht die Vielzahl der Gutshöfe, die z. T. angesehenen Freiherren gehörten.
 
Ohne auf die geschichtliche Bedeutung der einzelnen Höfe einzugehen, seien zunächst nur einige aufgezählt, weil die entscheidenen Straßen und Wege im alten Urbach als Verbindung unter ihnen dienten.
 
1586 wurde vom herzoglich bergischen Amt steuerlich veranlagt: der Maarhof ( Frankfurter Straße 540 ), der Staelshof – auch Stals- oder Stahlshof – ( er lag hinter dem heutigen Haus Leuschhofgasse 10 bis hin zum Staelsweg ), der Leuschhof ( an der heutigen Straße “ Am Leuschhof „, neben dem Pastorat ), der Kirchenhof ( er lag in Höhe der heutigen Frankfurter Straße 520 ), der Forsbachhof ( er lag in Höhe der heutigen Frankfurter Straße 500 ) und der Uhlhof – später Finkelberghof ( er lag nördlich neben der Kirche, wo heute das ehemalige Pastorat steht ); das heißt aber nicht, dass es daneben keine weiteren Höfe gab und ebenso wenig, dass die genannten Höfe und andere nicht noch älter sind.
 
Als Hauptverbindung von Urbach nach Elsdorf diente die Kovergass, die schon 1623 Kupfergasse hieß. Sie verlief vom Sternenbergerhof auf der Trasse der heutigen Kupfergasse in südlicher Richtung. Sie führte auch an Pastors Wiese, dem Bungert = Baumgarten vorbei, wo heute das Kriegerdenkmal steht. Sie ging über die heutige Zündorfer Straße hinweg etwa östlich der heutigen Straße “ Auf dem Stallberg “ am ehemaligen Rheinarm entlang. An ihr lagen auch das Hahnengut ( = Brudergut des St. Sebastianaltars zu Wahn ), das Wölfgesgut und das Jonengut. In Höhe der heutigen Zündorfer Straße war ein Abzweig, an dem die Einfahrt des Wiedenhofes, des Pastoratsgutes lag. Der Wiedenhof wurde erstmals 1658 erwähnt und erstreckte sich von der Ecke Elsdorfer Straße und Zündorfer Straße bis hin zur Kupfergasse. Der Abzweig hieß Weg am Pastors Garten.
 
Etwas südlicher – fast an der Dorfgrenze – ging von der Kupfergasse in östlicher Richtung das Doktorspfädchen ab, ( nördlich vom heutigen Igelweg). Ob dort ein oder der Dorfdoktor wohnte, ist nicht überliefert.
 
Die heutige Waldstraße entsprach in etwa dem Verlauf des Viehweges auch Veehgass genannt. Ähnlich wie in Lind ( Viehtrift ) wurde hier das Vieh von und zur Weide im Gemeindewald hinter dem Urbacher Grengel, aber auch zur Tränke am Dorfpohl getrieben. Grengel nannte man die Absperrung oder den Schlagbaum im Wildzaun, der auf der Höhe des heutigen Akazienweges in nördlicher und in südlicher Richtung verlief. Viehsammelplatz war der Zehntplatz am Zehnthaus mit der Zehntscheune ( heute: Waldstraße 9 – 11 ). Am Viehweg lag auch das Hohnsgut, das Cromengut und das Faustgut ( Fausterhof ). Als Abzweig vom Viehweg gab es noch den Stiegels Pfad ( Patt ) in etwa in östlicher Verlängerung der heutigen Gronaustraße, ebenso den Kleinen Hauweg, beide auf Karten von 1757 und 1834 verzeichnet, die beide in die Urbacher Gemeinde-Heide bzw. den Urbacher  Gemeinde Busch führten. Den Viehweg  kreuzte der Mühlenweg,  dessen Verlauf dem im Ortsteil des heutigen Urbach fast gleicht. Er kam von Eil, ging zwischen Maarhof und Herscheidshof / Bertramhof durch und führte zur Scheuermühle in Lind. Wo der in Quellen genannte Fuhrweg lag, auf dem ebenfalls Getreide zur Mühle transportiert wurde, ist nicht feststellbar. Möglicherweise sind die beiden Wege identisch.
 
Der Kirchweg verband einmal den Kirchenhof, den Leuschhof, den Staelshof und den Maarhof und verlief von der Kirche parallel zur heutigen Frankfurter Straße, überquerte den Viehweg in Höhe der Gronau ( = grüne Aue vor dem Maarhof ). Das dortige Wegstück hieß En dr Hött ( in der Hütte / Ecke ). Ebenso führte der Kirchweg in den Abzweig zum Pohlhof ( am Dorfpohl ) – heute an der Ecke Frankfurter Straße – Waldstraße, wo später der Schwanenhof und noch später die Wirtschaft “ Zum Schwanen “ stand ( Waldstraße 2 ). Der Kirchweg verlief in nördlicher Richtung zwischen Maarhof und Herscheidshof weiter und vereinigte sich mit dem Mühlenweg bis zum heutigen Eiler Friedhof, von wo wieder eine Weggabelung zum Ort Eil und zum Gut Leidenhausen war.
 
Vom Sternebergerhof ( Kupfergasse / Ecke Kaiserstraße ) ging die Gass ab zum Schwanebitzer Hof ( heute: Kaiserstraße 20-24 ) und zum “ Lehrers Huus “ ( heute: Gemischwarenladen Tedy ) und zum “ Zöllners Huus “ an der Ecke der heutigen Schmale Gasse ( Wohnhaus der Familie Feldenkirchen ). An allen Landstraßen, die vom Bergischen Land in das Gebiet des KurkölnischenAmtes Deutz führten, lagen vor den Orten – an den Landesgrenzen – Zollstellen. Seit 1411 ist eine solche Zollstelle in Urbach bezeugt. Am Zollhaus war ein Schlagbaum, der 1628 bereits erwähnt wurde, sowie ein Falltor. Ein weiteres Falltor war am Weiher, dessen Lage aber nirgendwo genau beschrieben ist, wohl aber im südlichen Teil des alten Urbach – möglicherweise vom “ Demmers Loch “ bis zur “ Nassen Wiss “ ( heute: Firmen Siedler und Der Fliesenmann ) lag. Dort war vermutlich auch der Weyerhof. Falltore gab es zwischen dem Maarhof und dem Herscheiderhof und auch am Claßensgut. Diese Falltore und -türen ermöglichten den Durchgang durch die Umzäunung ( Dornenhecken und Pfähle ), die das gesamte Dorf Urbach umgaben.
 
Vom Schwanebitzer Hof führte der Porzer Kirchweg in Richtung Porz, etwa im Verlauf der heutigen “ Schmale Gasse „. Porz gehörte bis 1909 kirchlich zu Urbach. In Höhe der heutigen Marienburger Straße ( Fa. HIT ) teilte er sich in einen Abzweig in Richtung Eil, das Pfaffenpfädchen. Der Weg durfte nur begangen werden, wenn keine Frucht stand! Die Flurbezeichnung der Grundstücke an der Marienburger Straße, Pfaffenpfad, z. T. Fauststraße bis hin zur Tilsiter Straße und zum Marienplatz heißt heute noch “ Am Pfaffenpfad „. Auf dem Porzer Kirchweg stieß in Höhe des oben erwähnten Abzweiges in Richtung Eil der Leichweg ( Lichpad ), ein Weg, auf dem die Toten aus Porz zur letzten Ruhestätte auf dem Urbacher Kirchhof ( der Friedhof, der um die Kirche herum lag ) geleitet wurden. Er wurde schon 1611 als gemeinerLeichweg erwähnt, den wie oben erwähnt auch die “ Porzer Nachbarn “ ( der Begriff steht allgemein für Gemeindemitglieder ) benutzen durften. Der Leichweg, 1870 noch als Leichgasse genannt, führte gegenüber der alten Wirtschaft Dürscheidt ( heute: Brauhaus Dürscheidt ) im Verlauf des heutigenLichpfades durchs “ Schulljässje “ ( Schulgässchen ) – heute Elsdorfer Straße an Pastors Wiese ( Bungert ) vorbei über die Kirchgass ( nicht zu verwechseln mit dem Kirchweg ) zum Friedhof.
 
Die Kirchgasse war die Verbindung zwischen Kupfergasse und der Kirche, die auch der Pastor und der Küster benutzten, die beide in der Kupfergasse wohnten. Der Küster, der zugleich Schulmeister war, lebte auf der Hofstätte des Brudergutes in der Kupfergasse, an der Stelle, wo heute die Grundschule ist, die als Urbacher Schule 1628 erstmals erwähnt wird.
 
Der Verlauf des Porzer Kirchweges entsprach der heutigen Tassostraße, Wertherstraße, dann weiter Celsiusstraße und verlief weiter in gerader Richtung nach Porz. In Höhe des heutigen Finanzamtes war ab 1865 ein beschrankter Bahnübergang über die neue Eisenbahnlinie. In Höhe des Grenzhofes ( später Jägerhof von Schmitze Ida, heute griechisch + türkisches Lokal ) stieß er auf die heutige Bahnhofstraße. Von der Einmündung des Schulgässchens in die Gass ( heute: Bonitas ) ging auch noch ein Stichweg in Richtung Porz ( im Verlauf der heutigen Kaiserstraße ), der vor der Wirtschaft Dürscheidt auf den Lichpfad ( Leichgasse ) traf. Dieses kurze Wegstück hieß Porzer Weg.
 
Als die Eisenbahnstrecke der Köln-Siegener Bahn von Deutz nach Troisdorf gebaut wurde ( 1858 – 1862 ), entstand auch ein Haltepunkt Porz – Urbach. Der leider jetzt ( 1999 ) abgerissene Bahnhof wurde 1874 fertig gestellt, später jedoch zweimal umgebaut. Der Zugweg von Porzer und Urbacher Seite hieß seit diesem Zeitpunkt Bahnhofstraße, und zwar vom Rheinufer bis zur heutigen Frankfurter Straße und mündete neben dem heutigen Brauhaus Dürscheidt in den Porzer Kirchweg.
 
Mit der Industrieansiedlung ( Glaswerke, Fa. Meirowski – heute Dielektra, Tapetenfabrik zu Porz vor Köln, – so hieß sie damals, die östlich benachbart war mit der Fa. Meirowski ) erfolgte auch eine stärkere Besiedlung um den Bahnhof herum. Die alte Grenze zwischen Porz und Urbach verlief bis zu diesem Zeitpunkt nahe der späteren Schiller- und Friedrichstraße. Die Gaststätte Jägerhof ( Bahnhofstraße 49 ) hieß um die Jahrhundertwende noch Grenzhof.  

Alte Straßen

Die Flurbezeichnung in dieser Gegend ist heute noch “ am Grenzhof „, der in Höhe der heutigen Friedrichstraße 14-16 lag. Zeitzeugen erzählen: die Gaststätte “ Grenzhaus “ hatte zur Bahnhofstraße hin eine Doppelpendeltür, deren östlicher Teil nach Urbach und der westliche nach Porz hin aufging. An den Türen soll auch gestanden haben: nach Urbach bzw. nach Porz! Um den Bahnhof herum entstand ein neuer Ortsteil, der Porz-Urbach hieß.

Erst als Kaiser Wilhelm II. auf dem Bahnhof Porz-Urbach ankam und mit dem offenen Wagen die Bahnhofstraße in Richtung Urbach fuhr, um den Truppenübungsplatz Wahnheide zu besuchen, wurde sie vom Bahnhof bis zur Frankfurter Straße 1906 in Kaiserstraße umbenannt.
Als überörtliche Straßen zogen in alter Zeit zwei so genannte Landstraßen durch Urbach. Einmal, ich bezeichne sie als Landstraße 1: die Köln-Siegener Straße, die von Deutz über Ensen, dann den heutigen Porzer Friedhof querend zum Tambourkreuz verlief. Von dort führte sie im stumpfen Winkel östlich in Richtung Urbach.

Das Tambourkreuz hieß im 17. Jahrhundert noch das “ steinerne Kreuz unter der Maargass “ ( Maarweg ), um 1806 Maarkreuz. Erst um 1825, in der Franzosenzeit, wird in Flurkarten die Bezeichnung “ Tambourkreuz “ aufgenommen.
Vom Tambourkreuz verlief die Landstraße 1 als Maargass bzw. Maarweg in südlicher Richtung bis zum Schlagbaum am Zöllnerhaus und bog dann ab in Richtung Maarhof. Weiter führte diese überörtliche Verbindung über die Viehgasse bis an den Urbacher Grengel, um dann nach Altenrath abzubiegen.

Die Landstraße 2 war der Weg, den die Post von Deutz nach Siegburg nahm. Sie verlief von Deutz über Ensen nach Porz und bog in Höhe der heutigen evangelischen Kirche nach Wahn ab, ( ein Teil der Straße heißt heute noch Poststraße ), allerdings über die Hasenkaul – Elsdorf – parallel zur heutigen Frankfurter Straße.
 
Die Frankfurter Straße in unserem Gebiet ( Elsdorf, Urbach ) ist eine künstliche Straße im alten Flussbett, 1768 von Herzog von Berg projektiert und 1773 als “ neuerrichtete Chaussee “ in einer Karte des Landmesser Joseph Otto dargestellt. Ein Großteil der Frankfurter Straße außerhalb unserer Region ist von Ingenieuren aus dem Troß von Napoleon entworfen und z. T. gebaut worden.
Wie aus „Sternenbergs Villa“ die „Kaiserhöfe“ wurden.

Als ich im April 2007 in der Kölnischen Rundschau den Artikel von René Denzer las, dass an der Kaiserstraße in Urbach auf dem „ehemaligen Militärgelände“ eine Wohnsiedlung entstehen und andere Zeitungen berichteten, dass das „Stemag-Gelände“ bebaut würde, kam mir die Idee, das Territorium zu „erforschen“. Als alter Urbacher kannte ich den Bereich gegenüber dem HIT-Markt, der sich hinter einer roten Bachsteinmauer verbarg, als Park an „Sternenbergs Villa“. Da diese Villa um die vorletzte Jahrtausendwende errichtet war, musste es sein, dass noch Alteingesessene mir einiges erzählen konnten. Etliche Urbacher kannten noch Details aus der Entstehungszeit des Parks und der Villa, aus der Kriegszeit und aus der jüngeren Geschichte (1960/1970). Die besten Informationen erhielt ich vom Ehepaar Johannes Elfgen und seiner Frau Therese geb. Lob; aber auch von der Tochter des letzten Pächters vom Sternen-bergerhof/Schwanenhof von Magdalene Weyen geb. Capellmann.

Hilfreich waren auch die Ausführungen von Theo Gerhards in seinem Heft „Urbacher Geschichten“. (S. 28) Hinweise über vorübergehende Industrie-ansiedlungen in diesem Gebiet fand ich auch in den Werken „Porz, die dynamische Stadt“ und „20 Jahre Stadt Porz“, herausgegeben vom Presseamt der ehemaligen Stadt Porz.

Wieso bezeichnen die alten Urbacher, das leider abgerissene Haus „Sternenbergs Villa“ und warum wurde das Gebäude und der dazu gehörige Park nicht geschützt? Eigentümer von beiden war die Stadt Köln, die weder das Gebäude unter Denkmalschutz, noch den Park unter Landschaftsschutz stellte. Sie hätte sich dann bei der „Verwertung“ des Grundstückes selbst ein Bein gestellt. Eine Bebauung in der jetzigen Form wäre nicht möglich gewesen; das hat sich bei der langen Suche nach einem Investor gezeigt. Ergebnis war: Kerngesunde, hundert Jahre alte Buchen, Kastanien, Erlen und Akazien wurden in einer Vielzahl innerhalb weniger Tage gefällt und entfernt. Die „Villa“, die von 1899-1902 im Jugendstil gebaut, zwar an der äußeren Fassade aus „Zweckmäßigkeitsgründen“ im Krieg umgebaut wurde, aber im Inneren gut erhalten war, riss man ab. Der örtlich zuständige Politiker wurde aktiv, hat sich massiv beschwert, aber gehört hat man dann nichts mehr. Weiter auf die Hintergründe und entsprechende Beschlüsse verschiedener Gremien einzugehen, ist an dieser Stelle nicht angebracht.

Der Sternenberger Hof, dessen Namen im Zusammenhang mit der „Villa“ auf-taucht, lag an der Kupfergasse und war bis zum Neubau der Urbacher Grundschule als Gutsanlage mit seinen Scheunen, Stallungen und Gesindehaus noch gut zu erkennen. Nachdem 1960 der letzte Pächter auszog und die Hofanlage an die Stadt Porz verkauft wurde, zog der städtische Bauhof in die meisten Gebäude ein; die zur Kupfergasse hin gelegenen ehemaligen Stallungen wurden umgebaut und waren lange Jahre als Heinrich-Lob-Haus das Sänger-heim des MGV Urbach. Das Wohngebäude diente städtischen Angestellten als Unterkunft.

Nachweisbar ist der Sternenberger Hof urkundlich 1710 und 1773 in den sogen. Waldaufteilungsurkunden. Hierin wurde die größenmäßige Aufteilung und die „Bewirtschaftungsgenehmigungen“ des „gemeinen Busch“ – später „Gemeinheitsbusch“ und ab 1830 des „Urbacher Erbenwaldes“ am Grengel geregelt. Die Zahl der Wald- und Weideanteile richtete sich nach der Größe der Höfe; d. h. nach der zu beackernden Fläche. Der Sternenberger Hof muss aufgrund seiner Anteile groß gewesen sein. Heute ist noch bekannt, dass die Ländereien zwischen der heutigen Kaiserstraße und der Zündorfer Straße und in West-Ostrichtung zwischen Frankfurter Straße und dem Parkgelände um die Villa zum Hof gehörten. Ab Mitte des 18. Jahrhunderts wurde er vom Besitzer bewirtschaftet, mindestens vier Generationen der Familie Sternenberg waren das. Im Ursprung kam ein Spross aus einer Eiler Großfamilie durch Heirat in einen Urbacher Hof, den Uhlhof/Finkelberghof, der nördlich neben der Kirche lag. Von ihm wurde der später nach ihm benannte Sternenberger Hof am Ende der Kupfergasse gebaut. Durch besondere unterschiedliche Aktivitäten für und in der Dorfgemeinschaft wurden die Sternenbergs in Urbach bald bekannter als ihre Verwandten in Eil, trotzdem zu diesem Zweig die Mellers und Neubeisers gehörten. Der Enkel des ersten Sternenbergers in Urbach, Bernhard Sternenberg ( * 29.11.1817 + 27.9.1892 ) war, – wenn es auch auf seinem Urbacher Grab-stein steht -, nie Bürgermeister zu Urbach, sondern ab 1875 Bürgermeister der Bürgermeisterei Heumar, zu der damals neben Porz auch Eil und Urbach gehörten.

 

Dem Vater Bernhard Sternenberg folgte der Sohn Bertram auf dem Hof, der aber – wie man in Urbach sagte – in erster Linie Sohn und erst in zweiter Linie Landwirt war. Die Ehe mit Berta geb. Meller blieb kinderlos; deshalb wunderte man sich über seine Baupläne. Das Gelände an der heutigen Kaiserstraße (damals noch Porzer Weg) vom Lichpfad in Richtung Rhein ungefähr bis zur Einmündung der heutigen Egmontstraße, im Süden begrenzt von der heutigen Zündorfer Straße, sollte Parkanlage werden und mittendrin das „Herrenhaus“ , gebaut werden. Zur Erläuterung ist zu sagen, dass der Lichpfad (nicht Lichtpfad, sondern mundartlich „Lichpatt“) gegenüber dem Brauhaus Dürscheidt als Umgehungsweg für die Leichenzüge aus Porz benutzt werden musste, da einmal die offenen Totenkarren (die Verstorbenen waren auf Stroh gebettet) nicht durch den Ortskern von Urbach fahren durften und zum anderen Porz zu der Zeit kirchlich noch zu Urbach gehörte und die Bestattungen daher in Urbach stattfanden.

Das ausgesuchte Gelände war um die Jahrtausendwende noch Ackerland, im Besitz von Bertram Sternenberg und daher gut beplanbar. Es wurde zunächst wie eine Weide eingezäunt; allerdings zur Kaiserstraße hin mit einem schmiede-eisernen Zaun und drei großen Toren. (Die alte Urbacher Dorfschmiede war auf dem Gelände der heutigen Shell-Tankstelle an der Frankfurter Straße.) Die rote Backsteinmauer, die heute noch steht, wurde erst 1946 errichtet.

Die östliche Einfahrt zum Park war da, wo lange Jahre der Haupteingang der STEMAG mit dem Pförtnerhäuschen war, das Mitteltor ist noch vorhanden und die westliche Ausfahrt war an der Stelle, wo heute der Heinrich-Lob-Weg mit der Einfahrt zur Tiefgarage ist. Im Gelände führte ein breiter Fahrweg vom Osttor am Haus vorbei zum Westtor. Vom Haus zum Mitteltor gab es nur einen rechts und links bepflanzten Fußweg. Das Haus selbst war zweigeschossig im Jugendstil gebaut. Baubeginn war in 1899.

Zur Kaiserstraße lag der überdachte Haupteingang mit einer mehrstufigen Freitreppe. Von dort gelangte man in eine Empfangshalle – heute würde man sagen „Foyer“ -. Ringsherum ging es in die einzelnen Räume: Musikzimmer, Bibliothek, Arbeitsraum, Speisezimmer und Küche. Im Obergeschoss waren die Schlafzimmer, ein Ankleiderraum, Bäder und Gästezimmer. Von der Küche (im Erdgeschoss), die im Ostteil des Hauses lag, führte der Boten-Ein- und Ausgang   in die Remise, ein Zwischenbau zwischen Herrenhaus und „Kutschers Huus“, wie die Einheimischen es nannten. Der dort mit seiner Familie wohnte, war aber nicht nur Kutscher, sondern eher Hausmeister mit Gärtnerfunktionen. Wenn der Herr es wünschte, wurden Pferd und Kutsche vom Hof (Kupfergasse) geholt und vorgefahren. Für den riesigen Park mit den bereits oben erwähnten Bäumen waren drei „Tagelöhner“ zuständig.

Bertram Sternenberg zog mit seiner Frau, nachdem alles fertig gestellt war, 1901 in seine „Villa“ ein und plante dann weitere Um- und Anbauten im Hof, die darin mündeten, dass „Arbeiterwohnhaus“ in westlicher Richtung 1909 zu erweitern, einen zusätzlichen Eingang zu schaffen – den heute noch vorhandenen Hauseingang zur Kaiserstraße hin.

Kurz vor dem 1. Weltkrieg zog sich Bertram Sternenberg ganz aus der Landwirtschaft zurück und verpachtete den Hof an Wilhelm Fröhlich, dessen Nachfolger als letzter Pächter 1928 Friedrich Capellmann wurde. Aus den unterschiedlichsten Gründen wollte er nicht mehr, dass „sein“ Hof weiterhin als Sternenberger Hof bezeichnet wurde und ständig zu Verwechselungen mit dem alten Sternenberger Hof in Eil an der Heumarer Straße führte. er hieß fortan „Schwanenhof“. Aus heutiger Sicht kann man sagen, dass sich dieser Name in der Bevölkerung nie durchgesetzt hat.

1960 lief der Pachtvertrag aus. Nach dem Vermächtnis der kinderlosen Sternebergs waren Hof, Villa und Ländereien an die Gemeinde Porz gefallen.

Am 1.12.1960 zog der Bauhof der Stadt Porz (Stadt seit dem 15.9.1952) in die Hofanlage ein und veränderte nach dessen Bedürfnissen einiges. Die große Wiese zur Kaiserstraße hin gelegen (heutige Einkaufspassage) wurde befestigt und diente einige Jahre als Urbacher Fest- und Kirmesplatz.

Die Villa wurde bis zum Tode von Berta Sternenberg (1937) von ihr alleine bewohnt und dann vorübergehend immer sehr kurzfristig von der Gemeinde Porz vermietet, bis der Staat Anfang 1940 das gesamte Gelände konfiszierte; d.h. entschädigungslos beschlagnahmte, um einen „kriegswichtigen“ Betrieb dort anzusiedeln: AERO-STAHL-Fluggeräte GmbH. In einem sehr kleinen Betrieb (ca. 25 Beschäftigte) stellte die Firma kleine Flugzeugmotorenteile her. Unmittelbar neben der Fa. Meirowsky (ab 1941 Dielektra, später Tochterunternehmen von Felten & Guilleaume) an der Bahnstrecke gelegen wurde produziert. Nachdem der Staat auf dem Sternenberger Gelände die Räume der Villa zu Büros umfunktioniert und sechs ebenerdige Gebäude zur Westseite hin gebaut hatte, incl. Haupttor und Pförtnerhaus, kam das Werk unter die Oberaufsicht der Hermann-Göring-Werke in Salzgitter und wurde „kriegswichtiger Betrieb“. Urbacher Frauen wurden kriegsdienstverpflichtet ( u.a. Therese Elfgen geb. Lob 1942/43) meist als Vor-arbeiterinnen. Das Heer der Beschäftigten bestand aus Zwangsarbeiterinnen, die überwiegend aus Polen und südeuropäischen Ländern zusammengeholt wurden. Sie lebten in Baracken auf dem Grengel (Nähe Kriegerstraße) und wurden zweimal täglich zu Fuß über die Waldstraße zur Arbeitsstätte und zurück in Kolonnen geführt. Einzelheiten über Unterkunft und Verpflegung in diesem Zusammenhang zu schildern, erspare ich mir. Um die Produktion (in 1. Linie Einspritzpumpen für Stuka in BMW-Motoren) nicht zu gefährden, da der Bombenkrieg immer intensiver wurde, verlegte der „Rüstungsstab des Reichswirtschaftsministeriums“ das Werk nach Polen; aber bereits Ende 1943 wieder zurück zunächst nach Urbach, dann aber wurde von August 1944 bis Möärz 1945 in Bergstollen in Königswinter wurde produziert. Der Einmarsch der Amerikaner stoppte erst die grausamen Tätigkeiten.

Nach dem II. Weltkrieg wurden die verbliebenen Betriebsanlagen, soweit sie nicht von den abziehenden Deutschen zerstört und von den Besatzungssoldaten demontiert waren, von Plünderern ausgebaut und als Altmaterial verkauft. Ehe 1946/47 die Gemeindeverwaltung wieder ans Laufen kam, blieben nur noch die leeren Räume. Da die Feuerwehr auch kein richtiges Zuhause mehr hatte , wurde 1947 auf dem südlichen Teil des Geländes an der heutigen Zündorfer Straße eine neue Wache geschaffen, das gesamte Gelände gesichert und z.T. bewacht, um es als Ganzes als Industrieanlage vermarkten zu können. Bereits 1949 interessierten sich die Dralowid-Werke aus Berlin für das Gelände. Die Villa wurde als Verwaltungszentrale mit zahlreichen Büros umgebaut, soweit das noch nicht zu Zeiten der Aero-Stahl geschehen war. Die große Fertigungs- und Versandhalle ( siehe Bild) entstand ebenfalls im südlichen Bereich des Parkes. Haupteingang mit Pförtnerhäuschen war auf der Kaiser-straße gegenüber dem Gasthaus Dürscheidt. Ebenerdig waren barackenähnliche Gebäude recht kurzfristig entstanden für Drahtlackiererei, Labors etc.), da der Betrieb bereits Mitte 1950 anlief. Das Dralowid-Werk ist mit einigen anderen Stammwerken im Frankenland aus der Steatit-Magnesia AG. Nürnberg, meist STEMAG genannt hergegangen. Im Werk wurden hergestellt und geliefert: Bauteile für elektrische Geräte aller Art, hierzu zählen Rundfunk- und Fernsehgeräte ebenso wie Tonband- und Fotoblitzgeräte, Steuergeräte für Kühltruhen, Ölheizungen und Industriemaschinen, sowie elektrische Widerstände jeglicher Art, auch spezielle Metallschichtwiderstände für die Raumfahrt. In der Spitze waren bei der STEMAG 350 Frauen und Männer in einer Vielzahl von Berufen beschäftigt, neben kaufmännischen Berufen Ingenieure und Techniker der Fachrichtung Maschinenbau und Elektrotechnik, Werkzeug-macher, Maschinenschlosser, Dreher, Mechaniker, Rundfunk- und Fernseh-techniker, Starkstromelektriker, aber auch Frauen und Männer für die Serienproduktion von Bauelementen. Nach etlichen Fusionen (seit 1969 gehörte die STEMAG zum AEG-Konzern) wurde das Porzer Dralowid-Werk zum 1.7.1971 der CRL Elelctronic Bauelemente GmbH. einverleibt. Die Strategie dieser Firma duldete keine kleinen „Zulieferer“ mehr und baute nach und nach die Aufgaben und damit die Arbeitsplätze ab, bis schließlich 1972 noch 56 Mitarbeiter zur „Abwicklung“ anstanden.

1973 ging das Gelände an die Bundesvermögensverwaltung und fiel an die Immobilienverwaltung der Bundeswehr, die bis 2006 in der Villa und den westlichen in Richtung Porz verbliebenen Baracken einen Verwaltungsbereich einrichteten. Im östlichen Teil des Geländes entstand die Siedlung „Unter den Erlen“, im südlichen die Wohnbebauung „Hugo-Distler-Weg“. 2007 wurde mit der Errichtung der „Kaiserhöfe“ begonnen: auf knapp 18000 qm entstanden 22 Einfamilienreihenhäuser und drei ineinander verschachtelte Wohnblocks mit 85 öffentlich geförderten Mietwohnungen. Der erste Bezug erfolgte zum 1.10.2009.